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„Gutbürgerlich, vor dem Spiegel im Schlafzimmer meiner Eltern, das ist das wichtigste“, setzt Brigitte Schwaigers Debüt von 1977 ein. Der Roman ist eine so schonungslose wie feinfühlige Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Fassade Österreichs aus einer weiblichen Perspektive.

Der in über 15 Sprachen übersetzte Text wurde zu einem großen literarischen Erfolg und machte seine Autorin schlagartig berühmt.

In ihrem zweiten großen Text, vieldeutig ohne Gattungsangabe 1980 veröffentlicht, gestaltet Brigitte Schwaiger zugleich das Verhältnis einer Tochter zu ihrem sterbenden Vater wie das einer jungen Frau mit einem älteren Liebhaber.

In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Vater-Bildern wird zugleich die politisch-kulturelle Wirklichkeit des Österreichs der Nachkriegszeit verhandelt.

Das 1982 erschienene poetisch-dokumentarische Porträt der Shoah-Überlebenden Eva Deutsch zeigt Brigitte Schwaiger als literarisches Medium.

Der Raum des Textes gehört ganz der durch die Autorin festgehaltenen Stimme einer Überlebenden, die Zeugenschaft über ihre Erfahrung des Zweiten Weltkrieges ablegt und Einblicke in die untergegangene jüdische Welt Galiziens gibt.

Die Galizianerin

Brigitte Schwaiger: Eva Deutsch
Paul Zsolnay Verlag
Wien/Hamburg
ISBN 3-552-03433-1

archivisch erhältlich bzw. neuwertig im Sammelband (mit Lange Abwesenheit und Malstunde) erschienen bei Czernin

Eine Kindheitsgeschichte, die die kindliche Perspektive nicht aus der Distanz beschreibt, sondern ganz aus ihr hervorgeht: Die 1984 vorgelegte „Beichte“ beschreibt das Kind-Sein der unmittelbaren Nachkriegszeit in einer österreichischen Kleinstadt, zwischen katholischem Starrsinn, den giftigen Residuen des gerade vertriebenen Nationalsozialismus und der späten Phase der Besatzung.

Der Himmel ist süß
Eine Beichte

Albrecht Knaus
Hamburg
ISBN 3-8135-0338-0

auch als Rohwohlt Taschenbuch archivisch erhältlich

„Ein Kritiker schrieb mir, ich solle über diese Dinge nicht schreiben. Die Leser würden Selbstmord begehen, weil ich darüber schreibe.“ In ihrem 2006 erschienene Prosaband berichtet die Autorin aus der Psychiatrie und über ihre psychische Krankheit. Über den offenen Umgang mit dem eigenen Schicksal hinaus gelingt in diesen Texten eine treffsichere Diagnose über den Stellenwert psychisch Kranker in der Gesellschaft und damit eine Diagnose der österreichischen Gesellschaft an sich.